Die Finanztransaktionssteuer - eine kleine Erklärung

09.04.2013 16:21

Unter dem Einfluss der Finanzkrise haben sich einige Staaten, unter anderem Deutschland dazu entschlossen, die Finanztransaktionssteuer einzuführen.

Definition der Finanztransaktionssteuer
Die Finanztransaktionssteuer zählt zu den Kapitalverkehrssteuern und fungiert ähnlich einer Mehrwertsteuer für börsliche und außerbörsliche Finanztransaktionen. Diese Steuer wird Investitionen in Aktien, Devisengeschäften, Fonds und Optionen besteuern.
Sie wird etwa 0,05 % bis 0,2 % betragen.

Geschichte der Finanztransaktionssteuer
Erstmals eingeführt wurde diese Steuer in England in Form einer Stempelsteuer. Damit eine Finanztransaktion offiziell rechtsgültig wird, musste jeder Anleger hierzu eine kleinere Abgabe auf den Stempel hinnehmen. Ab 1881 trat diese Steuer auch in Preußen auf, bis sie 1992 in Deutschland abgeschafft wurde.
Zum ersten Mal sachlich befasst hat sich mit dieser Steuer der englische Ökonom John Maynard Keynes.

Die Vor- und Nachteile der Finanztransaktionssteuer
Zunächst einmal sind als Vorteil für den jeweiligen Staat höhere Einnahmen zu nennen. Denn jeder Staat ist auf gewisse Steuereinnahmen angewiesen, um staatliche Projekte zu finanzieren und die Finanztransaktionssteuer bietet eine gewisse Einnahmequelle für Staaten.
Im Sinne Keynes steht jedoch ein ganz anderer Nutzen der Steuer, nämlich die Vermeidung allzu kurzfristig orientierter Spekulationen. Durch das Aufkommen des Internets wurde auch der Hoch-Frequenz Handel mittels des CFD-Tradings möglich. In diesem Handel kann der Investor durch einen bestimmten Hebel ein Vielfaches seines Kapitals bewegen. Dadurch resultieren Kursschwankungen, die Aktien, Devisen und auch ganze Staaten in Schwierigkeiten bringen können. Die Finanztransaktionssteuer will schlicht und ergreifend die Rentabilität dieser Geschäfte durch eine kleinere Steuer verringern. Dadurch sollen diese kurzfristig ausgelegten Spekulationen vermieden werden.
Allerdings sah Keynes auch die Probleme, die eine solche Steuer mit sich bringen würde. Da kurzfristige Spekulationen gemieden werden, besteht die Gefahr, dass der Handel allgemein zurückgeht. Diese würde zu Liquiditätsengpässen führen, die die Finanzierung der Wirtschaft allgemein gefährden. Eine gewisse Anzahl kurzfristiger Spekulationen ist lebenswichtig für das Funktionieren der bestehenden Wirtschaft.

Aktuelle Situation
Die Eurozone möchte ein Wiederaufkommen der Finanzkrise verhindern. Daher führte Frankreich die Finanztransaktionssteuer im August 2012 ein, Italien führte sie März 2013 ein und Deutschland und eine ganze Reihe anderer EU-Staaten wird Januar 2014 folgen.
Dies könnte dem Daytrading einen herben Schlag versetzen und generell einige kurzfristige Spekulationen eindämmen. Fraglich ist jedoch, ob dadurch nicht eventuell Kapitalströme in andere Länder ohne Finanztransaktionssteuer abfließen oder ob der Handel, wie Keynes gewarnt hat, in Deutschland allgemein zurückgeht.

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